Implantologische Fehler und Komplikationen: Ehrlicher Erfahrungsaustausch im DGI-Continuum
Dass ohne „Ehrlichkeit“ untereinander ein solches Thema nicht hilfreich
ist, war allen Beteiligten klar. Dass Dr. Dr. Nahas den Mut hatte, nicht
nur von Kollegen produzierte, sondern auch eigene Misserfolge zu
zeigen, wurde dem Referenten hoch angerechnet.„Bei Kongressen sieht man immer tolle Bilder“, sagte er, „aber das ist nicht der Alltag. Es ist wichtig, dass wir uns mit unseren misslungenen Ergebnissen befassen. Das bringt uns in der Praxis oft weiter als die schönen Hochglanzpräsentationen auf der Großleinwand.“ Über das höhere Durchschnittsalter der Teilnehmer im Vergleich zu Curriculums-Kursen wunderte er sich nicht: „Das ist ein Thema für erfahrene Kollegen, die schon gelernt haben, dass Implantologie nicht ‚einfach’ ist. Einsteiger in das Fach scheinen Fehler und Komplikationen anfangs auszublenden. Aber auch wir Erfahrenen sind nicht davor bewahrt – bei uns sind oft Routine und der verloren gegangene Respekt das Problem. Wer behauptet, keine Fehler oder Misserfolge in der Implantologie zu haben, der implantiert nicht – oder er ist nicht ehrlich.“
Zu den „Fehlern“ zählte Dr. Dr. Nahas beispielsweise falsche Entscheidungen: „Mit der Zeit haben sich viele fantastische Implantate entwickelt – da gerät unsere Hauptaufgabe manchmal etwas aus dem Blickfeld: Zähne erhalten.“ Er zeigte einige Beispiele, wo „ein anderes Vorgehen für den Patienten nicht nur besser, sondern auch preiswerter gewesen wäre.“ Ärzte neigten dazu, das zu behandeln, was sie aufgrund ihrer Ausbildung „sehen“ – das gelte auch für die Implantologie. Er selbst sei mit der Zeit restriktiver geworden: „Implantate sind dazu da, fehlende Zähne zu ersetzen. Nicht, um Zähne zu ersetzen. Für diese Fälle mag es bessere Verfahren geben.“ Ein Fehler sei auch, zu rasch einen Behandlungsplan zu entwickeln: Notwendig sei im Vorfeld eine ausführliche Untersuchung. Auch wenn das Praxisteam selten ausreichend Zeit einplane, beuge die Untersuchung Überraschungen vor, die später zu mehr Aufwand und auch höheren Kosten bei den Patienten führen – und zu unangenehmen Auseinandersetzungen. Problematisch sei, sich auf eine implantologische Versorgung in parodontal geschädigtem Gewebe einzulassen, wenn der Patient die vorgeschlagene Vorbehandlung ablehnt. Dr. Dr. Nahas „Sie müssen hin und wieder Kompromisse machen – aber schützen Sie sich und ihre Patienten vor faulen Kompromissen!“ Kontraindikationen gebe es in der Implantologie allerdings kaum noch – heute gehe es um Risiken und deren Beherrschung und damit auch um sachgerechte Aufklärung: „Machen Sie keine großen Versprechungen. Es gibt Risiken, auf die wir als Zahnärzte Einfluss haben – auf viele andere haben wir es aber nicht!“ Auch ein Patient, der viel will, aber weder Geld noch Zeit hat, sei ein „Risikopatient“. Sein Resümee, unterstützt und untermauert seitens des an der Präsentation beteiligten Zahntechnikermeisters Volker Dehn: „Manches ist ‚mission impossible’ und wir sind keine Zauberer. Mögliche Risiken müssen wir kommunizieren, aber ohne Ängste auszulösen.“ Das Gespräch mit dem Patienten sei eine der wichtigsten Phasen in der implantologischen Behandlung – und die offene Debatte über Misserfolge ein großer Gewinn für das Fach.