Eine Diskussion, ob unter Gleichen oder Ungleichen, wird dadurch interessant, dass diejenigen, die diskutieren, auf die Argumente des jeweils anderen eingehen, sie verstehen und ihnen nicht ausweichen oder sie verdrehen.
Gerne versuche ich noch ein letztes Mal, meinen Standpunkt auf den Punkt zu bringen:
Die Industrie, die aus rein materiellen Beweggründen ein ausgesprochenes Interesse an hohen Erfolgsquoten hat, wirbt mit 96% Erfolgsquote nach 5 Jahren in renomierten Implantationszentren, schränkt diese Zahlen aber bereits im Kleingedruckten deutlich ein, indem sie zugibt, dass nur die Implantate in diese Statistik eingehen, die osseointegriert eingeheilt waren, was nichts anderes bedeutet, als dass Frühverluste aus der Statistik herausgerechnet wurden. Die nach wissenschaftlich einwandfreien Kriterien errechnete Erfolgsquote derselben Studien iegt in der Folge zwangsläufig deutlich unter 96%, weil es offensichtlich ist, dass das eigentliche Problem in der Implantologie, das für die erdrückende Mehrzahl der Verluste innerhalb der ersten 5 Jahre verantwortlich ist -die Osseointegration des Implantats- aus Marketing-Gründen eleminiert ist.
In meinen Ohren hört sich das so an:
Ein Arzt wirbt für seine neue Behandlungsmethode für eine bisher tötlich verlaufende Erkrankung mit den Worten: „Mit unserer neuen Methode erreichen wir eine Überlebensrate von 100%, bezogen auf die Patienten, die den Eingriff überlebt haben.“
Natürlich gibt es keine Statistik über die Erfolgsqote ALLER Implantate ALLER Behandler in Deutschland. Wenn es eine solche Statistik aber gäbe, dann würden Sie mir sicher zustimmen, dass die Erfolgsquote deutlich unter 96% liegen würde, in meinen Augen näher bei 80% als bei 96%. Da es eine solche Statistik also nicht gibt (und so schnell auch nicht geben wird) würde es sich lohnen, einmal den privaten Versicherungen anzufragen. Die sollten am ehesten einen Überblick haben.
Was jeder Implantologe seinen eigenen Patienten von seinen Erfolgen bzw. Misserfolgen erzählt, geht mich nichts an und ist mir auch egal.
Ich sehe es aber als ausgesprochen problematisch an, in einem Patientenforum mit Erfolgszahlen der Implantologie von 96% zu argumentieren, zu werben und in dieser Richtung zu beraten. Dies um so mehr als es sich um die Patienten von fremden Behandlern handelt, man keinerlei Möglichkeiten hat, selber zu untersuchen oder Röntgenaufnahmen anzuschauen, also betreffend des Ausgangsbefundes allein auf die in der Regel laienhaften Angaben der Patienten angewiesen ist.
Aus diesen Gründen sollte man ausgesprochen zurückhaltend mit Erfolgszahlen sein.
In der Hoffnung. mich nunmehr verständlich ausgedrückt zu haben, und kollegialen Grüßen
Osswald
www-tarzahn.de