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  • als Antwort auf: Erfahrung mit Vermessung mit dem DIR-System #260527
    Dragana
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    Hallo libe Leidende und Suchende,

    ich bin selbst Zahnärztin und habe Eure Geschichten durchgelesen und möchte euch prinzipiell Hilfe zur Selbsthilfe geben.

    Unser Kiefergelenk ist das komplizierteste Gelenk im ganzen Körper und seine Vermessung bis zu einem gewissen Grad immer noch nicht vollständig erforscht. Es gibt Relationen zwischen CMD, dem Rücken, Faszien, Bänder und Beckenschiefstand. Allerdings gleicht kein Fall dem anderen.

    Jeder Zahnarzt, der sich überhaupt daran wagt, muss für dieses Fach Faszination empfinden, welches nicht wirklich total erforscht ist oder sein kann, weil man an das Gelenk und an manche Kaumuskeln garnicht drankommt.

    Die Entwicklung des DIR Systems fand in Jena und Hamburg statt, verschiedene Universitäten haben hier zusammen jahrelang geforscht. Und noch ist man nicht am Ende des Weges und passt die Messungen an.

    Grundsätzlich gibt es verschiedene Kiefergelenkmesssysteme. Alle haben sie ihre Daseinsberechtigung. Manchmal muss man zwei verschieden Messungen machen, um verschiedene Aspekte zu vermessen.

    1) Grundsätzlich, wenn man muskulär geführte Vermessungen macht, würde ich direkt vorher VOR ORT eine Kraniosacraltherapie oder Shiatsu machen lassen, damit man sehr entspannt und gelockert in die Vermessung geht und nicht völlig verzogen und gestresst. Wir haben hier Unterschiede sehen können, was aber auch logisch erscheint.

    2) Jedes System hat seine Schwachpunkte, so auch dieses. Hier sehe ich das Problem vom Zwangsbiss. (Hatte selbst Deckbiss). Hier muss man zunächst den Zwangsbiss kieferorthopädisch auflösen und dann eine DIR Schiene ohne Messung 24 Stunden tragen, damit die möglicherweise verkürzten Bänder sich lösen können. Ansonsten kommt es zu Fehlmessungen, egal mit welchem System. Dieses ist auch mir als Zahnarzt als Versuchskanninchen passiert. Erst nach der Öffnung des Bisses und KFO war die Messung dann korrekt, das Kiefergelenk nicht mehr zu weit hinten und Bänder nicht verkürzt.

    3) Hat man eine Kiefergelenkentzündung, sollte man zunächst eine Freistellung des Gelenks durchführen aus der hintersten Ecke raus. Wie soll man sonst ohne Schmerzen vermessen?
    Auch medikamentös muss die Entzündung raus, oder per Akupunktur.

    4) Wenn es dann endlich zur Messung kommt, muss man die Schiene eine ganze Weile tragen, ca 3 Monate, bevor man dann weitermacht….womit auch immer. Eine CMD mit sofortiger Übertragung der DIR Ergebnisse in neue Prothetik, halte ich für höchst riskant. Eine Schiene kann man immerhin wieder ausziehen 😉 Kronen nicht!

    5) Kiefergelenkknacken muss zunächst mit Schiene gelöst werden, auf keinen Fall gleich Kronen o.ä.

    6) Springt der Discus raus, sollte man auch mit einer durchsichtigen Schiene nach DIR und ohne Schiene eine MRT Aufnahme machen, um sicher zu sein, wo der Discus sich befindet.

    7) Discusverlagerung kann man bisher nur konservativ mit einer solchen 24 Stunden Schiene behandeln. Er muss die Gelegenheit bekommen, sich wieder dahin zurückzubewegen und dort zu bleiben wo er hingehört. Ein Discus hängt auch an Bändern.

    8) Bisher kenne ich kein System, welches KFO mit CMD – vermessung verbindet. Dh man kann glücklich sein, wenn ein Kieferorthopäde versucht die Bisskorrektur mit DIR zu verbinden und jede Lösung ist hier individuell. Feineinstellungen im Körper sind fast unmöglich. Die meisten Kieferorthopäden möchten sich ins Thema Kiefergelenk nicht hineinbewegen. Viele Patienten haben nach einer festen Spange auch hinterher Kiefergelenkprobleme. Die Zahnstellung wird den Bögen und nicht dem Kiefergelenk angepasst. Diese zwei Fächer haben noch keinen gemeinsamen Weg miteinander gefunden.

    8) Gesunde Zähne würde ich persönlich nicht einfach einschleifen. Es gibt andere Möglichkeiten.

    9) Implantatkronen kann man bei CMD zunächst mit Kunstoff verblenden lassen, damit nicht eine zu hohe Belastung stattfindet, falls eine Fehlbisstellung existiert. Wichtig ist bei Implantaten ein „training“ des Knochens, aber der Biss kann ruhig etwas lockerer sein, denn Zähne geben nach…Implantate nicht. Das kann zu Implantatverlusten führen, bei horizontaler belastung durch Pressen und Knirschen.

    Grunsätzlich ist Kommunikation mit den Behandlern aber an erster Stelle.
    Man sollte darauf achten, dass man alles verstanden hat, worum es geht.
    Wenn die Kommunikation nicht funktioniert, finde ich es nicht fair, die Kollegen anzugreifen.
    Die CMD ist keine „Krankheit“, die von heute auf morgen kommt.
    Sie ist ein lange bestehendes Leiden und man kann nicht auf Wunder aber auf Hilfe zur Selbsthilfe hoffen.
    Klar ist es teuer, aber die Systeme zu erfinden kostet Geld und Zeit und wir können froh sein, dass wir diese Möglichkeiten haben. Wäre es anders lieber? Wofür sind wir bereit alles Geld auszugeben, was nur unserem kurzfristigen Spass dient?

    Nicht jedes Labor und jede Praxis sind fehlerfrei, aber die Labors sind hier verpflichtet regelmässig zu Fortbildungen von DIR zu gehen, um mit DIR arbeiten zu dürfen.

    Wichtig ist nur, dass man bei bleibenden Problemen angehört wird und hier weitergeschaut wird, wo der Hase begraben liegt. Oft ist der Zahntechnikermeister im Vermessen fitter, als der Zahnarzt, schon aufgrund der Fortbildungen und vielen Fälle, die zu seiner Erfahrung beitragen.

    Ich würde vielleicht bei DIR selbst anrufen, wenn Fragen offen sind, das bringt einen weiter, als sich gedanken zu machen, die am Ende nur frustrierend sind, und sich in der komplexen Thematik zu „verlieren“. ich könnte mir vorstellen, dass ungelöste Problemfälle in einem Kollegenkreis vorgestellt werden. Fragen kostet nichts.

    Ich hoffe, vielen Fragen doch kompetent und professionell eine gute Antwort und auch Hilfe zur Selbsthilfe gegeben zu haben.
    Grundsätzlich wäre es schön, nicht immer Betrug oder meinungsfälschung zu unterstellen.
    Ich persönlich habe nicht mit jeder DIR messung und Schiene die super Erfolge, habe aber so einigen Patienten helfen können, die noch keine 30 waren, aber vor Schmerzen nicht mehr reden konnten und arbeitsunfähig waren. Ich finde das schon ist ein toller Erfolg.
    Klar kostet es alle das selbe, da der Aufwand der gleiche ist.

    Eine Garantie gibt es nicht, nur eine gute Vordiagnostik und gründlich Untersuchung und Fragen, die ehrlich beantwortet werden.
    Grundsätzlich aber würde ich immer zunächst eine Schiene bevorzugen, bevor man in die Prothetik einsteigt.

    Herzliche Grüsse Dragana

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