Karies: Risiko, Diagnose und Behandlung
Was ist Karies?
Karies, umgangssprachlich auch als Zahnfäule bezeichnet, ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. Bei dieser bakteriellen Infektionskrankheit wird die Zahnhartsubstanz durch Säuren zerstört, die von Bakterien im Mundraum produziert werden. Unbehandelt kann Karies zu erheblichen Zahnschäden, Schmerzen und im fortgeschrittenen Stadium sogar zum Zahnverlust führen.

Die Erkrankung beginnt zunächst unbemerkt mit mikroskopisch kleinen Demineralisierungen des Zahnschmelzes und kann sich über Jahre hinweg zu einem Loch im Zahn entwickeln. Je früher Karies erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten und desto geringer ist der notwendige Behandlungsaufwand.
Wie entsteht Karies?
Die Entwicklung einer Zahnkaries ist ein komplexer Prozess, der durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren beeinflusst wird. Maßgeblich sind hierbei vier Hauptfaktoren:
1. Bakterien
In unserem Mundraum sind über 700 verschiedene Bakterienarten beheimatet. Einige dieser Bakterien, insbesondere Streptococcus mutans und Lactobacillen, spielen bei der Kariesbildung eine entscheidende Rolle. Diese Bakterien heften sich an die Zahnoberfläche an und bilden zusammen mit Speichelbestandteilen, Nahrungsresten und anderen Mikroorganismen einen strukturierten Biofilm – die sogenannte Plaque oder auch Zahnbelag.
2. Zucker und Kohlenhydrate
Die kariesverursachenden Bakterien ernähren sich hauptsächlich von leicht verwertbaren Kohlenhydraten aus unserer Nahrung, vor allem von Zucker. Bei der Verstoffwechselung dieser Kohlenhydrate produzieren die Bakterien als Abfallprodukt organische Säuren, insbesondere Milchsäure.
3. Säurebildung und Demineralisierung
Die von den Bakterien produzierten Säuren lösen Mineralien wie Kalzium und Phosphat aus dem Zahnschmelz heraus – ein Prozess, der als Demineralisierung bezeichnet wird. Der pH-Wert in der Plaque kann nach dem Verzehr zuckerhaltiger Speisen für etwa 30 Minuten auf unter 5,5 sinken, was kritisch für den Zahnschmelz ist. Bei wiederholten oder lang anhaltenden Säureangriffen werden mehr Mineralien herausgelöst als durch den Speichel wieder eingelagert werden können.
4. Zeit
Für die Entstehung von Karies spielt der Zeitfaktor eine wichtige Rolle. Eine einmalige kurze Einwirkung von Säuren führt nicht sofort zu Karies. Erst wenn die Demineralisierung über längere Zeit überwiegt und der natürliche Remineralisierungsprozess des Speichels nicht mehr ausreicht, um den Mineralverlust auszugleichen, kommt es zu bleibenden Zahnschäden.
Der Karies-Prozess im Detail
Die Kariesentstehung verläuft in mehreren Phasen:
- Initialkaries: In diesem frühen Stadium zeigen sich weißliche, kreidige Verfärbungen auf der Zahnoberfläche. Diese Demineralisierungen sind noch reversibel, da der Schmelz lediglich porös geworden ist, aber noch keine Kavität (Loch) entstanden ist. Durch verbesserte Mundhygiene, Fluoride und eine zahngesunde Ernährung kann die Initialkaries gestoppt oder sogar rückgängig gemacht werden.
- Schmelzkaries: Wenn die Demineralisierung weiter fortschreitet, bricht der Zahnschmelz ein und es entsteht eine Kavität. In diesem Stadium ist eine Remineralisierung nicht mehr möglich, und der Defekt muss mit einer Füllung versorgt werden.
- Dentinkaries: Erreicht die Karies das unter dem Schmelz liegende Dentin (Zahnbein), beschleunigt sich der Zerstörungsprozess erheblich. Dentin ist weicher als Zahnschmelz und enthält Dentinkanälchen, die direkt zur Zahnpulpa (Zahnnerv) führen. In diesem Stadium treten häufig erste Beschwerden wie Empfindlichkeit auf süße, heiße oder kalte Reize auf.
- Pulpitis: Erreicht die bakterielle Infektion den Zahnnerv, kommt es zur Pulpitis – einer Entzündung des Zahnmarks. Dies äußert sich durch starke, oft pochende Schmerzen, die auch ohne äußeren Reiz auftreten können. In diesem Stadium ist eine Wurzelkanalbehandlung erforderlich, um den Zahn zu erhalten.
- Apikale Parodontitis: Ohne Behandlung kann sich die Infektion über die Wurzelspitze hinaus ausbreiten und zu einer Entzündung des umgebenden Knochens führen. Dies kann zur Bildung einer Zyste oder eines Abszesses führen und starke Schmerzen verursachen. Ein Entzündungsprozess an der Wurzelspitze kann zum Zahnverlust führen.
Risikofaktoren für Karies
Die Anfälligkeit für Karies wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst:
Mundhygiene
Eine unzureichende Mundhygiene ist einer der Hauptrisikofaktoren für Karies. Wenn Zahnbeläge nicht regelmäßig und gründlich entfernt werden, können sich kariesverursachende Bakterien vermehren und Säuren produzieren. Die Grundlage einer guten Mundhygiene bildet das zweimal tägliche Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta und die regelmäßige Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürsten.
Ernährung
Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Kariesentstehung:
- Häufigkeit der Nahrungsaufnahme: Jeder Verzehr zuckerhaltiger Speisen oder Getränke führt zu einem Säureangriff auf die Zähne. Je häufiger am Tag gegessen oder getrunken wird, desto mehr Säureattacken sind die Zähne ausgesetzt.
- Zuckergehalt: Besonders kritisch sind versteckte Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln, Softdrinks, Fruchtsäften und Süßigkeiten. Auch natürliche Zucker in Früchten können bei übermäßigem Verzehr zur Kariesbildung beitragen.
- Konsistenz der Nahrung: Klebrige, an den Zähnen haftende Lebensmittel wie Karamellbonbons oder getrocknete Früchte sind besonders kariogen, da sie lange im Mundraum verbleiben und den Bakterien über einen längeren Zeitraum Nahrung bieten.
Genetische Faktoren
Genetische Faktoren können die Kariesanfälligkeit beeinflussen:
- Zahnschmelzqualität: Die Zusammensetzung und Struktur des Zahnschmelzes ist teilweise genetisch bedingt. Manche Menschen haben von Natur aus einen widerstandsfähigeren Schmelz als andere.
- Speichelzusammensetzung: Die Zusammensetzung des Speichels, sein pH-Wert und seine Pufferkapazität haben einen erheblichen Einfluss auf die Kariesanfälligkeit. Ein alkalischer Speichel mit hoher Pufferkapazität kann Säuren besser neutralisieren.
- Speichelmenge: Eine verminderte Speichelproduktion (Xerostomie) erhöht das Kariesrisiko deutlich, da die schützenden und remineralisierenden Funktionen des Speichels reduziert sind.
Allgemeinerkrankungen und Medikamente
Verschiedene Erkrankungen und Medikamente können das Kariesrisiko erhöhen:
- Diabetes mellitus: Bei unzureichend eingestelltem Diabetes ist das Kariesrisiko erhöht.
- Autoimmunerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom können zu Mundtrockenheit führen.
- Medikamente: Viele Medikamente haben als Nebenwirkung eine verminderte Speichelproduktion, darunter einige Antidepressiva, Antihistaminika, Blutdrucksenker und Chemotherapeutika.
Sozioökonomische Faktoren
Studien zeigen, dass sozioökonomische Faktoren wie Bildungsstand, Einkommen und Zugang zur Gesundheitsversorgung einen erheblichen Einfluss auf die Mundgesundheit haben können. Menschen mit niedrigerem sozioökonomischen Status weisen oft eine höhere Kariesprävalenz auf.
Frühzeichen und Symptome von Karies
Die Früherkennung von Karies ist entscheidend für eine erfolgreiche und minimalinvasive Behandlung. Folgende Anzeichen können auf Karies hindeuten:
Initialkaries (Frühstadium)
- Weiße, kreidige Flecken auf der Zahnoberfläche (White Spots), besonders entlang des Zahnfleischrandes
- Mattere, rauere Zahnoberfläche
- In diesem Stadium sind in der Regel noch keine Beschwerden vorhanden
Fortgeschrittene Karies
- Verfärbungen: Braune oder schwarze Verfärbungen an den Zähnen
- Kavitätenbildung: Sichtbare Löcher oder Defekte im Zahn
- Empfindlichkeit: Schmerzen oder Empfindlichkeit bei süßen, heißen oder kalten Speisen und Getränken
- Spontane Schmerzen: Bei fortgeschrittener Karies können Schmerzen auch ohne äußeren Reiz auftreten
- Zahnfleischentzündungen im Bereich kariöser Zähne
- Mundgeruch aufgrund bakterieller Zersetzung
Diagnostische Möglichkeiten
Die frühzeitige Erkennung von Karies ist für eine erfolgreiche Behandlung von großer Bedeutung. Zahnärzte nutzen verschiedene diagnostische Methoden:
Visuelle Inspektion und Taktile Untersuchung
Die grundlegende Untersuchungsmethode ist die visuelle Inspektion der gereinigten und getrockneten Zahnoberflächen bei guter Beleuchtung. Mit einer zahnärztlichen Sonde können suspekte Bereiche auf ihre Oberflächenbeschaffenheit untersucht werden.
Röntgenaufnahmen
Röntgenbilder sind unverzichtbar für die Diagnose von Karies, insbesondere in Bereichen, die visuell nicht zugänglich sind, wie die Approximalräume (Zahnzwischenräume) oder unter vorhandenen Füllungen.
- Bissflügelaufnahmen: Besonders geeignet für die Diagnose von Approximalkaries
- Zahnfilm: Einzelröntgen von Zähnen
- Panoramaaufnahmen (OPG, Orthopantomogramm): Geben einen Überblick über den gesamten Kiefer
- Digitale Volumentomographie (DVT): Kann in speziellen Fällen eingesetzt werden
Laserfluoreszenz
Geräte wie DIAGNOdent nutzen die unterschiedliche Fluoreszenz von gesundem und kariösem Zahngewebe bei Bestrahlung mit Laserlicht. Diese Methode eignet sich besonders für die Früherkennung von Fissurenkaries.
Transillumination
Bei dieser Methode wird der Zahn mit intensivem Licht durchleuchtet. Kariöse Bereiche erscheinen als dunkle Schatten, da sie das Licht stärker absorbieren als gesundes Zahngewebe.
Elektrische Widerstandsmessung
Da kariöses Gewebe eine andere elektrische Leitfähigkeit aufweist als gesundes Gewebe, kann durch Messung des elektrischen Widerstands Karies diagnostiziert werden.
Epidemiologie: Verbreitung von Karies in Deutschland
Karies ist trotz verbesserter Prophylaxemaßnahmen nach wie vor eine der häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland. Die Verbreitung variiert jedoch stark zwischen verschiedenen Altersgruppen:
Kinder und Jugendliche
Laut der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) ist die Kariesprävalenz bei Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Bei 12-jährigen Kindern liegt der durchschnittliche DMFT-Index (ein Maß für die Karieserfahrung) bei 0,5, was bedeutet, dass im Durchschnitt jedes zweite Kind eine kariöse, gefüllte oder aufgrund von Karies fehlende Zahn hat.
Dennoch ist die Verteilung ungleichmäßig: Etwa 20% der Kinder tragen 80% der Karieslast. Besonders betroffen sind Kinder aus sozial benachteiligten Familien und Kinder mit Migrationshintergrund.
Erwachsene
Bei Erwachsenen im Alter von 35-44 Jahren liegt der durchschnittliche DMFT-Index bei 11,2. Das bedeutet, dass im Durchschnitt mehr als ein Drittel aller Zähne kariöse Erfahrungen aufweisen – sei es durch vorhandene Karies, Füllungen oder aufgrund von Karies fehlende Zähne.
Senioren
Bei der Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen liegt der DMFT-Index bei durchschnittlich 17,7. In dieser Altersgruppe dominiert die Komponente der fehlenden Zähne, wobei durchschnittlich etwa 11 Zähne fehlen.
Wurzelkaries
Mit zunehmendem Alter steigt insbesondere die Prävalenz von Wurzelkaries. Bei freiliegenden Zahnhälsen ist das Risiko für Wurzelkaries erhöht, da das Wurzelzement weniger widerstandsfähig gegen Säureangriffe ist als der Zahnschmelz. Bei den 65- bis 74-Jährigen sind etwa 28% von Wurzelkaries betroffen.
Folgen und Risiken unbehandelter Karies
Unbehandelte Karies kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen:
Lokale Komplikationen
- Fortschreitende Zahnzerstörung: Ohne Behandlung breitet sich die Karies immer weiter aus und zerstört zunehmend Zahnsubstanz.
- Pulpitis und Pulpanekrose: Bei Erreichen der Zahnpulpa kommt es zur Entzündung (Pulpitis) und schließlich zum Absterben des Zahnnerven (Pulpanekrose).
- Apikale Parodontitis: Eine Infektion an der Wurzelspitze kann zu einer chronischen Entzündung des umgebenden Knochens führen.
- Zahnabszess: Als Folge einer fortgeschrittenen Infektion kann sich ein schmerzhafter Abszess bilden.
- Zahnverlust: Im Endstadium kann die Zerstörung so weit fortgeschritten sein, dass der Zahn nicht mehr erhaltungswürdig ist und entfernt werden muss.
Auswirkungen für die Allgemeingesundheit
Neuere Forschungen weisen auf mögliche Zusammenhänge zwischen unbehandelter Karies bzw. den daraus resultierenden chronischen Entzündungen und verschiedenen systemischen Erkrankungen hin:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bakterien aus dem Mund können in den Blutkreislauf gelangen und zu Entzündungen der Herzinnenhaut (Endokarditis) führen.
- Diabetes mellitus: Es besteht eine wechselseitige Beziehung zwischen Diabetes und oralen Infektionen. Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für Karies und Parodontitis, während umgekehrt chronische orale Infektionen die Blutzuckereinstellung erschweren können.
- Lungenerkrankungen: Bakterien aus dem Mundraum können eingeatmet werden und zu Lungenentzündungen beitragen, besonders bei geschwächten oder älteren Patienten.
- Schwangerschaftskomplikationen: Unbehandelte orale Infektionen werden mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburten und niedrigem Geburtsgewicht in Verbindung gebracht.
Psychologische Probleme durch schlechte Zähne
Neben den physischen Folgen kann Karies auch erhebliche psychosoziale Auswirkungen haben:
- Ästhetische Beeinträchtigungen: Sichtbare Karies, insbesondere im Frontzahnbereich, kann das Erscheinungsbild beeinträchtigen und zu vermindertem Selbstwertgefühl führen.
- Einschränkungen beim Essen und Sprechen: Fortgeschrittene Karies kann die Kaufunktion beeinträchtigen und zu Ernährungsdefiziten führen.
- Sozialer Rückzug: Aus Scham über den Zustand der Zähne können Betroffene soziale Kontakte meiden.
- Chronische Schmerzen: Langanhaltende Zahnschmerzen können die Lebensqualität erheblich mindern und zu Schlafstörungen führen.
Behandlungsoptionen bei verschiedenen Kariesstadien
Je nach Stadium der Karies stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:
Initialkaries
Bei Initialkaries, bei der noch keine Kavitätenbildung stattgefunden hat, stehen nicht-invasive und minimalinvasive Therapieoptionen im Vordergrund:
- Intensivierte Mundhygiene: Gezielte Reinigung der betroffenen Bereiche mit fluoridhaltiger Zahnpasta.
- Professionelle Fluoridierung: Hochdosierte Fluoridlacke oder -gele können die Remineralisierung fördern.
- Kariesinfiltration: Bei dieser minimalinvasiven Technik wird ein niedrigvisköses Kunstharz in die porösen Bereiche des demineralisierten Schmelzes eingebracht, um die Poren zu verschließen und das weitere Fortschreiten der Karies zu verhindern. Besonders geeignet für beginnende Approximalkaries.
Schmelz- und oberflächliche Dentinkaries
Bei einer Kavitätenbildung, die auf den Schmelz oder das oberflächliche Dentin beschränkt ist:
- Minimalinvasive Füllungstherapie: Entfernung des kariösen Gewebes und Versorgung mit einer Füllung. Als Füllungsmaterialien kommen in Frage:
- Komposite (zahnfarbene Kunststofffüllungen)
- Glasionomerzemente (besonders bei Milchzähnen oder Wurzelkaries)
- Amalgam (in Deutschland rückläufig, aber noch zugelassen)
- Goldinlays oder Keramikinlays bei größeren Defekten
Tiefe Dentinkaries mit Pulpabeteiligung
Bei fortgeschrittener Karies mit Beteiligung des Zahnmarks:
- Direkte oder indirekte Überkappung: Bei sehr pulpanaher Karies ohne Pulpaeröffnung kann versucht werden, die Pulpa durch Einbringen spezieller Materialien (z.B. Kalziumhydroxid, MTA) zu schützen.
- Wurzelkanalbehandlung: Bei irreversibler Pulpitis oder Pulpanekrose wird das entzündete oder abgestorbene Zahnmark entfernt, der Wurzelkanal gereinigt, desinfiziert und anschließend gefüllt.
- Nachfolgende Restauration: Nach einer Wurzelkanalbehandlung ist oft eine umfassendere Restauration mit einer Teilkrone oder Vollkrone notwendig, da endodontisch behandelte Zähne anfälliger für Frakturen sind.
Stark zerstörte Zähne
Bei weit fortgeschrittener Zerstörung:
- Kronenversorgung: Bei ausgedehnten Defekten, die mit einer einfachen Füllung nicht mehr versorgt werden können, ist eine Überkronung des Zahnes notwendig. Je nach Situation kommen Teilkronen oder Vollkronen in Frage.
- Stiftaufbau: Bei stark zerstörten Zähnen nach Wurzelkanalbehandlung kann ein Stiftaufbau notwendig sein, um ausreichend Retention für eine Krone zu schaffen.
- Zahnextraktion: In Fällen, in denen der Zahn nicht mehr erhaltungswürdig ist, bleibt als letzte Option nur die Entfernung des kariös zerstörten Zahnes, gefolgt von einer prothetischen Versorgung.
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Kosten der Kariesbehandlung: Zahnfüllungen
Die Kosten für die Behandlung von Karies variieren je nach Stadium der Erkrankung, der gewählten Behandlungsmethode und dem verwendeten Material. Hier ein Überblick über die ungefähren Kosten (Stand 2023):
Gesetzliche Krankenversicherung
Bei gesetzlich versicherten Patienten übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Grundversorgung:
- Einfache Kunststofffüllungen im Frontzahnbereich: vollständige Kostenübernahme
- Amalgamfüllungen im Seitenzahnbereich: vollständige Kostenübernahme
- Kunststofffüllungen im Seitenzahnbereich: Zuzahlung erforderlich (ca. 50-150 € pro Zahn). Mehr zu den Kosten von Zahnfüllungen
- Wurzelkanalbehandlung bei erhaltungswürdigen Zähnen: Grundleistungen werden übernommen, spezielle Techniken oder Materialien können Zuzahlungen erfordern (ca. 150-500 € pro Kanal)
- Extraktionen: in der Regel vollständige Kostenübernahme
Private Krankenversicherung und Selbstzahler
Bei Privatpatienten oder als Selbstzahler können folgende Kosten anfallen:
- Kunststofffüllungen: ca. 80-200 € pro Zahn
- Keramikinlays: ca. 500-900 € pro Zahn
- Wurzelkanalbehandlung: ca. 300-1.000 € pro Zahn
- Krone (je nach Material): ca. 700-1.200 € pro Zahn
- Kariesinfiltration: ca. 50-100 € pro Läsion
Es ist zu beachten, dass es sich hierbei um Richtwerte handelt und die tatsächlichen Kosten je nach Behandlungsaufwand, regionalen Unterschieden und individueller Praxisgestaltung variieren können.
Prophylaktische Maßnahmen gegen Karies
Die beste Strategie gegen Karies ist die Prävention. Folgende Maßnahmen können das Kariesrisiko erheblich senken:
Häusliche Mundhygiene
- Regelmäßiges Zähneputzen: Mindestens zweimal täglich für etwa zwei Minuten mit fluoridhaltiger Zahnpasta. Die optimale Putztechnik sollte mit dem Zahnarzt besprochen werden.
- Interdentalhygiene: Tägliche Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide, Interdentalbürsten oder Zungenreinigern, je nach individueller Situation.
- Fluoridierung: Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasta (1.000-1.500 ppm Fluorid für Erwachsene). Bei erhöhtem Kariesrisiko können zusätzliche Fluoridierungsmaßnahmen wie Mundspülungen oder Gele sinnvoll sein.
Professionelle Prophylaxe
- Regelmäßige zahnärztliche Kontrolluntersuchungen: Ein- bis zweimal jährlich, bei erhöhtem Risiko auch häufiger.
- Professionelle Zahnreinigung (PZR): Entfernung von Zahnstein und Belägen, die mit der häuslichen Mundhygiene nicht erreicht werden können.
- Fissurenversiegelung: Versiegelung der besonders kariesanfälligen Fissuren und Grübchen auf den Kauflächen der Backenzähne mit einem dünnfließenden Kunststoff, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen.
- Individuelles Prophylaxeprogramm: Je nach persönlichem Kariesrisiko kann der Zahnarzt ein individuelles Prophylaxeprogramm erstellen.
Ernährung
- Reduzierung der Zuckeraufnahme: Sowohl die Menge als auch die Häufigkeit der Zuckeraufnahme sollte begrenzt werden.
- Zahngesunde Ernährung: Bevorzugung von ballaststoffreichen Lebensmitteln, die einen intensiven Kauvorgang erfordern und so die Speichelproduktion anregen.
- Kauaktive Lebensmittel: Rohkost, Vollkornprodukte und festes Obst fördern die Speichelproduktion und haben einen natürlichen Reinigungseffekt.
- Zuckerfreie Kaugummis: Kauen von zuckerfreien Kaugummis nach den Mahlzeiten für etwa 20 Minuten regt die Speichelproduktion an und kann zur Neutralisierung von Säuren beitragen.
Fluoride
Fluoride haben einen nachgewiesenen kariesprotektiven Effekt:
- Lokale Fluoridierung: Zahnpasta, Mundspüllösungen, Gele oder Lacke
- Systemische Fluoridierung: Fluoridtabletten (vor allem für Kinder in Gebieten mit geringem Fluoridgehalt im Trinkwasser)
- Professionelle Fluoridierung: Hochdosierte Fluoridpräparate, die vom Zahnarzt aufgetragen werden
Karies und ihre Bedeutung für Zahnersatz und Implantate
Karies kann weitreichende Folgen für die zahnärztliche Versorgung haben, insbesondere wenn es um Zahnersatz und Implantate geht:
Karies als Ursache für Zahnverlust und Zahnersatzbedarf
Trotz aller Fortschritte in der modernen Zahnheilkunde ist Karies neben Parodontitis nach wie vor eine der Hauptursachen für Zahnverlust. Jeder verlorene Zahn sollte aus funktionellen und ästhetischen Gründen ersetzt werden, um Folgeprobleme wie Zahnwanderungen, Kiefergelenkbeschwerden oder beeinträchtigte Kaufunktion zu vermeiden.
Je nach Situation kommen verschiedene Formen des Zahnersatzes in Frage:
- Brücken: Bei Verlust einzelner Zähne kann eine festsitzende Brücke eine gute Lösung sein. Allerdings müssen hierfür die Nachbarzähne beschliffen werden, was mit Substanzverlust einhergeht.
- Teilprothesen: Bei mehreren fehlenden Zähnen kann eine herausnehmbare Teilprothese indiziert sein.
- Totalprothesen: Bei vollständiger Zahnlosigkeit ist eine Vollprothese erforderlich.
- Implantate: Zahnimplantate bieten eine moderne Alternative, bei der keine Nachbarzähne beschliffen werden müssen.
Sekundärkaries als Risiko für Zahnersatz
Sekundärkaries, die am Rand von Füllungen, Kronen oder Brücken entsteht, ist eine häufige Komplikation bei Zahnrestaurationen:
- Randundichtigkeiten: Mikrospaltbildung zwischen Zahnersatz und natürlichem Zahn kann zur Ansammlung von Bakterien und Entstehung von Sekundärkaries führen.
- Beeinträchtigung der Langlebigkeit: Sekundärkaries ist eine der häufigsten Ursachen für das Versagen von Zahnrestaurationen und kann die Lebensdauer von Kronen, Brücken und anderen Versorgungen erheblich verkürzen.
- Versteckte Karies: Unter Kronen oder Brücken kann sich Karies unbemerkt entwickeln und erhebliche Schäden verursachen, bevor sie entdeckt wird.
Karies und Implantate
Implantate selbst können zwar nicht von Karies befallen werden, da sie aus Titan oder Keramik bestehen, dennoch spielt Karies auch hier eine wichtige Rolle:
- Kariesfreies Umfeld: Vor einer Implantation sollten alle kariösen Läsionen an den verbleibenden Zähnen behandelt werden, um eine optimale Mundgesundheit zu gewährleisten.
- Periimplantitis-Risiko: Auch wenn Implantate nicht von Karies befallen werden können, können sich Bakterien rund um das Implantat ansiedeln und zu einer Periimplantitis führen, einer Entzündung, die dem Implantat ähnlich schadet wie Parodontitis natürlichen Zähnen.
- Bedeutung der Mundhygiene: Eine gewissenhafte Mundhygiene ist für den langfristigen Erfolg von Implantaten genauso entscheidend wie für natürliche Zähne. Patienten mit einer Vorgeschichte von Karies und unzureichender Mundhygiene haben ein erhöhtes Risiko für Komplikationen bei Implantaten.
- Langzeitpflege: Die regelmäßige professionelle Reinigung und Kontrolle ist für Implantatträger besonders wichtig, um die Lebensdauer der Implantate zu maximieren und Komplikationen vorzubeugen.
implantate.com-Fazit
Karies ist eine multifaktorielle Erkrankung, die durch das Zusammenspiel von Bakterien, Ernährung, Mundhygiene und Zeit entsteht. Trotz verbesserter Prophylaxemaßnahmen und gestiegenem Bewusstsein für Mundgesundheit bleibt sie eine der häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland.
Die gute Nachricht ist, dass Karies bei frühzeitiger Erkennung und adäquater Behandlung vollständig gestoppt werden kann. Durch konsequente Mundhygiene, regelmäßige zahnärztliche Kontrollen, bewusste Ernährung und gezielte Fluoridierungsmaßnahmen kann das Kariesrisiko deutlich reduziert werden.
Besonders wichtig ist das Verständnis, dass Mundgesundheit und Allgemeingesundheit eng miteinander verknüpft sind. Eine gute Mundgesundheit ohne Karies und Zahnfleischentzündungen trägt wesentlich zur Lebensqualität bei und kann auch positive Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit haben.
Falls es dennoch zum Zahnverlust durch Karies kommt, bieten moderne Verfahren wie Implantate hervorragende Möglichkeiten zur funktionellen und ästhetischen Rehabilitation. Eine gründliche Sanierung aller kariösen Läsionen und eine gute Mundhygiene sind dabei die Grundvoraussetzungen für den langfristigen Erfolg jeder zahnärztlichen Versorgung – sei es eine einfache Füllung, eine Krone oder ein Implantat.