Leukoplakien in der Mundhöhle: Was Patienten wissen sollten

Was sind Leukoplakien?

Haben Sie beim Zähneputzen oder bei der Mundpflege schon einmal weiße Flecken an Ihrer Mundschleimhaut bemerkt, die sich nicht wegwischen lassen? Möglicherweise handelt es sich um eine Leukoplakie. Diese weißen Veränderungen der Mundschleimhaut können ein Warnsignal sein und verdienen besondere Aufmerksamkeit.

Leukoplakien sind definiert als weiße Flecken oder Plaques auf der Mundschleimhaut, die sich nicht entfernen lassen und keiner anderen bekannten Erkrankung zugeordnet werden können. Sie gelten abhängig von ihrer Form als Krebsvorstufe (Präkanzerose) und bergen damit das Risiko, sich zu Mundkrebs (orales Plattenepithelkarzinom) zu entwickeln.

Leukoplakie: Lichen planus, Wickhamsche Zeichnung

Leukoplakie: Wickhamsche
Zeichnung bei Lichen planus

Arten von Leukoplakien

Es werden hauptsächlich zwei Typen von Leukoplakien unterschieden:

Homogene Leukoplakien:

  • Erscheinen als flache, dünne und gleichmäßig weiße Flächen
  • Haben eine glatte Oberfläche
  • Kommen häufig an der Wangenschleimhaut und an den Seiten der Zunge vor
  • Haben ein geringeres Risiko einer tumorösen Entwicklung

Inhomogene Leukoplakien:

  • Zeigen sich als verdickte, erhabene oder warzenähnliche Veränderungen
  • Weisen eine unregelmäßige Oberfläche auf, oft mit gemischten roten und weißen Bereichen
  • Treten häufiger am Mundboden und am Zungengrund auf
  • Haben ein deutlich höheres Risiko einer bösartigen Entartung


Tabelle: Vergleich von homogener und inhomogener oraler Leukoplakie

MerkmalHomogene LeukoplakieInhomogene Leukoplakie
Klinisches Aussehen
Flache, dünne und gleichmäßig weiße Läsionen mit glatter OberflächeVerdickte, knotige oder verruköse Läsionen mit unregelmäßiger Oberfläche und gemischten roten und weißen Bereichen

Risiko einer Entartung (maligne Transformation)
Niedrigeres Risiko einer malignen TransformationHöheres Risiko einer Krebsentwicklung, besonders die
inhomogene Variante mit roten Bestandteilen
Häufige LokalisationenAm häufigsten an der Wangenschleimhaut und der SeitenzungeHäufiger am Mund- und Zungenboden zu finden
Mikroskopische ZelluntersuchungZeigt typischerweise nur leichte bis mäßige Zellveränderungen (Dysplasien)Zeigt häufig eine schwere Dysplasie oder schon beginnenden Krebs

Was verursacht Leukoplakien?

Die Entstehung von Leukoplakien hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen:

  1. Tabakkonsum: Die häufigste Ursache – egal ob Rauchen, Kautabak oder andere Tabakprodukte. Tabak enthält zahlreiche krebserregende Substanzen, die Veränderungen in den Zellen der Mundschleimhaut auslösen können.
  2. Alkoholkonsum: Besonders in Kombination mit Tabak erhöht Alkohol das Risiko erheblich. Alkohol kann als Lösungsmittel für die schädlichen Stoffe im Tabak wirken und so deren Eindringen in die Mundschleimhaut fördern.
  3. Infektionen: Bestimmte Virusinfektionen (wie HPV) und Pilzinfektionen (besonders Candida) werden mit der Entwicklung von Leukoplakien in Verbindung gebracht.
  4. Nährstoffmangel: Ein Mangel an Vitaminen wie A, C und E sowie an Mineralien wie Zink kann die Mundschleimhaut anfälliger für Veränderungen machen.
  5. Chronische Reizungen: Ständige mechanische Irritationen durch schlecht sitzenden Zahnersatz, scharfe Zahnkanten oder Gewohnheiten wie Wangenbeißen können zur Bildung von Leukoplakien beitragen.

Wie werden Leukoplakien diagnostiziert?

Der Diagnoseweg bei Verdacht auf Leukoplakien umfasst mehrere Schritte:

Klinische Untersuchung

Ihr Zahnarzt oder Mundschleimhautspezialist wird zunächst eine gründliche Untersuchung Ihrer Mundhöhle durchführen. Dabei werden weiße Flecken identifiziert, die sich nicht abreiben lassen. Die Beurteilung des Erscheinungsbildes – homogen oder inhomogen – ist ein wichtiger erster Schritt.

Biopsie oder Zellgewinnung durch Bürstenabstrich

Heutzutage werden oft nichtinvasive Abstriche zur Zelluntersuchung als primäre Diagnostik eingesetzt. Mit einer kleinen Bürste wird Zellmaterial der veränderten Mundschleimhaut gewonnen, das mikroskopisch untersucht werden kann.

Für eine sichere Diagnose ist eine Gewebeprobe (Biopsie) entscheidend. Dabei wird ein kleines Stück der veränderten Schleimhaut entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Diese Untersuchung ist unverzichtbar, um:

  • Die Diagnose zu bestätigen
  • Andere Erkrankungen auszuschließen
  • Den Grad der Zellatypien (Dysplasie) zu bestimmen, der von leicht bis schwer reichen kann
  • Das Risiko einer bösartigen Entwicklung einzuschätzen

Weitere Untersuchungsmethoden

Ergänzend können eingesetzt werden:

  • Toluidinblau-Färbung: Ein spezieller Farbstoff, der Bereiche mit erhöhter Zellaktivität hervorhebt
  • Bildgebende Verfahren: Bei Verdacht auf tiefere Gewebeinvolvierung

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Die Differentialdiagnosen einer Leukoplakie der Mundhöhle umfassen:

  • Orale Candidose (insbesondere die pseudomembranöse Form)
  • Lichen planus (vor allem die retikuläre Form)
  • Weißer Schwammnaevus (Morbus Cannon)
  • Chemische/traumatische Irritationen (z.B. durch Rauchen, scharfkantige Füllungen, Prothesendruckstellen)
  • Verbrennungen/Verätzungen der Mundschleimhaut
  • Linea alba buccalis ausgeprägter bei Morscatio buccalis (physiologische Verhornungslinie)
  • Haarleukoplakie (besonders bei immunsupprimierten Patienten, HIV-assoziiert)
  • Smokeless tobacco keratosis (bei Tabakkauern)
  • Friktionskeratose
  • Papillome/Warzen
  • Lupus erythematodes
  • Syphilis (sekundäres Stadium)
  • Plattenepithelkarzinom oder frühe Stadien der malignen Transformation

Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Veränderungen, der Größe der Leukoplakien und individuellen Faktoren des Patienten. Das Hauptziel ist, eine bösartige Entwicklung zu verhindern.

Chirurgische Behandlungen

  1. Chirurgische Entfernung: Bei hochriskanten Veränderungen, besonders bei schweren Dysplasien, ist die vollständige Entfernung der veränderten Bereiche die Methode der Wahl.
  2. Laserbehandlung: Besonders CO2-Laser ermöglichen eine präzise Entfernung des veränderten Gewebes mit minimaler Narbenbildung und schnellerer Heilung.
  3. Kryotherapie: Bei dieser Methode wird die Veränderung mit flüssigem Stickstoff vereist, was zum Absterben des veränderten Gewebes führt. Sie eignet sich vor allem für kleinere, oberflächliche Veränderungen.

Nicht-chirurgische Behandlungen

  1. Lokale Therapien:
    • Retinoide: Diese Vitamin-A-Abkömmlinge können die Zellteilung hemmen und die Differenzierung fördern
    • Lokale Chemotherapeutika
    • Antimykotika: Bei Verdacht auf Beteiligung von Pilzen können Medikamente wie Fluconazol eingesetzt werden
  2. Vorbeugungsmaßnahmen: Substanzen wie Beta-Carotin und Vitamin A werden erforscht, um das Entartungsrisiko zu senken
  3. Photodynamische Therapie: Eine neuere Methode, bei der lichtempfindliche Substanzen und spezielle Lichtquellen kombiniert werden, um krankhaft veränderte Zellen zu zerstören

Wie kann man Leukoplakien vorbeugen?

Prävention ist der beste Schutz vor Leukoplakien. Folgende Maßnahmen helfen, das Risiko zu senken:

  1. Tabakausstieg: Der wichtigste Schritt – die Aufgabe jeglicher Form von Tabakkonsum reduziert das Risiko drastisch
  2. Alkoholkonsum einschränken: Vermeiden Sie übermäßigen Alkoholkonsum, besonders in Kombination mit Rauchen
  3. Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, die reich an Antioxidantien und Vitaminen sind
  4. Regelmäßige Kontrollen: Lassen Sie Ihre Mundgesundheit mindestens zweimal jährlich vom Zahnarzt überprüfen
  5. Zahnprothetik überprüfen: Stellen Sie sicher, dass Zahnersatz gut sitzt und keine chronischen Reizungen verursacht

Prognose und Nachsorge

Die Aussichten bei Leukoplakien hängen stark vom Grad der Zellveränderungen und dem Ansprechen auf die Behandlung ab:

  • Bei Hochrisiko-Leukoplakien (schwere Dysplasie) sind engmaschige Kontrollen alle 3-6 Monate notwendig
  • Bei Leukoplakien mit geringerem Risiko können jährliche Nachuntersuchungen ausreichend sein

Die regelmäßige Nachsorge ist entscheidend, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und bei Bedarf schnell einzugreifen.

implantate.com-Fazit

Leukoplakien sind wichtige Warnsignale, die nicht ignoriert werden sollten. Durch frühzeitige Erkennung, angemessene Behandlung und konsequente Nachsorge kann das Risiko einer bösartigen Entwicklung deutlich gesenkt werden.

Als Patient können Sie selbst viel zur Vorbeugung beitragen – vor allem durch den Verzicht auf Tabak und übermäßigen Alkohol, eine gesunde Ernährung und regelmäßige zahnärztliche Kontrollen.

Haben Sie Veränderungen in Ihrer Mundhöhle bemerkt? Zögern Sie nicht, diese von Ihrem Zahnarzt untersuchen zu lassen. Bei Leukoplakien gilt: Je früher erkannt, desto besser die Behandlungschancen!

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Letzte Aktualisierung am Montag, 07. April 2025