Schilddrüsenüberfunktion und Probleme im Mund

Eine Schilddrüsenüberfunktion, medizinisch als Hyperthyreose bezeichnet, bezeichnet eine Erkrankung, bei der die Schilddrüse zu viele Hormone produziert. Das Schilddrüsenhormon hat Einfluss auf den Stoffwechsel und viele andere Körperfunktionen. Wenn zu viele dieser Hormone im Körper zirkulieren, kann dies zu einer Beschleunigung vieler Körperfunktionen (Stoffwechsel, Herzfrequenz) führen. Eine Überfunktion kann typische allgemeine Symptome einer auslösen: erhöhter Herzschlag, Nervosität, vermehrtes Schwitzen, Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit und Schlafstörungen.
Eine Hyperthyreose kann sich auch im Mund- und Kieferbereich durch eine Vielzahl von Erscheinungen äussern. Diese Symptome stehen häufig im Zusammenhang mit den allgemeinen Auswirkungen einer übermäßigen Produktion von Schilddrüsenhormonen, die die Mundgesundheit und Zahnbehandlungen beeinflussen können. Der Besuch beim Zahnarzt kann entscheidende Hinweise für die Diagnose „Hyperthyreose“ liefern.

Welche Zeichen einer Hyperthyreose gibt es im Mund?

Veränderungen des Speichelflusses bei Schilddrüsenüberfunktion

  • Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kann sich die Menge und Zusammensetzung Ihres Speichels verändern
  • Viele Patienten bemerken, dass sie weniger Speichel produzieren, was zu einem unangenehmen Trockenheitsgefühl im Mund führen kann
  • Der Speichel hat wichtige Schutzfunktionen: er spült Bakterien weg, neutralisiert Säuren und hilft bei der Remineralisierung (Stärkung) des Zahnschmelzes
  • Ein trockener Mund (Xerostomie) kann daher das Risiko für Karies und Erkankungen des Zahnfleischs und des Zahnbetts (Parodontitis) erheblich erhöhen
  • auch Geschmacksveränderungen oder einen metallischen Geschmack im Mund wurden beschrieben

Parodontalerkrankungen (Parodontitis) und Hyperthyreose

Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion sind häufiger von Parodontalerkrankungen betroffen. Als Ursachen werden neben der verminderten Speichelproduktion  auch eine veränderte Immunantworte und Veränderungen im Blutfluss im parodontalen Gewebe diskutiert.

  • Menschen mit Schilddrüsenüberfunktion haben häufiger Zahnfleischerkrankungen wie Gingivitis (Zahnfleischentzündung) oder Parodontitis (tiefergehende Entzündung mit Knochenabbau)
  • Dies kann durch Veränderungen im Immunsystem und der Mikrodurchblutung im parodontalen Gewebe bedingt sein
  • Charakteristische Anzeichen sind gerötetes, geschwollenes oder leicht blutendes Zahnfleisch
  • Das Zahnfleisch könnte empfindlicher sein und schneller auf Plaque oder Zahnstein reagieren
  • Unbehandelt können diese Probleme zu Zahnlockerung und Zahnverlust führen

Karies und Hyperthyreose

Das Risiko kariöser Läsionen ist aufgrund von Veränderungen der Speichelzusammensetzung und des Speichelflusses ist erhöht.  Auch mögliche Ernährungsumstellungen im Zusammenhang mit der Hyperthyreose können einen Faktor bei der Entstehung von Karies darstellen.

  • Der reduzierte Speichelfluss verringert zusätzlich die natürliche Reinigung der Zähne
  • Säuren können dadurch länger auf den Zahnschmelz einwirken und diesen angreifen
  • Auch Ernährungsumstellungen aufgrund der Erkrankung können eine Rolle spielen, da häufig kohlenhydratreiche Nahrung konsumiert wird,  um einen gesteigerten Energiebedarf zu decken
  • Heißhungerattacken sind häufiger, diee zu häufigerem „Snacken“ führen: Häufung und Verlängerung der Verweildauer von Substrat für Bakterienangriffe auf die Zähne

Veränderungen am Kieferknochen

Bei Patienten mit  Schilddrüsenüberfunktion wurden Nekrosen (Absterben von Anteilen) des alveolären Knochens (der Kieferknochenanteil, der den Zahn umfasst)  beobachtet.  Ein Verlust des Zahnhalts mit bis hin zum Zahnverlust sind dabei möglich.
  • Eine Schilddrüsenüberfunktion kann den Knochenstoffwechsel beeinflussen und zu einem beschleunigten Knochenabbau führen
  • Die Knochensubstanz um die Zähne herum (Alveolarknochen) kann sich verringern
  • Dies kann zu Zahnlockerung und möglicherweise Zahnverlust führen, selbst bei ansonsten gesunden Zähnen
  • Für Zahnersatzbehandlungen wie Implantate kann dies problematisch sein, da ausreichend Knochensubstanz benötigt wird

Zahndurchbruch und Zahnentwicklung

Obwohl eine Hyperthyreose im Kindesalter sehr selten vorkommt, kann diese im Zusammenhang mit gestörter Zahnbildung und Zahndurchbruch stehen.

  • Die Zähne können verzögert oder in falscher Position durchbrechen
  • Die Zahnform und der Zahnschmelz können beeinträchtigt sein
  • Bei kieferorthopädischen Behandlungen muss dies bedacht werden und spezielle Anpassungen erfolgen
  • In einigen Fällen kann es zu beschleunigter Zahnentwicklung kommen, was die kieferorthopädische Therapie  komplizierter machen kann

Welche Bedeutung hat die Behandlung der Hyperthyreose auf die Mundgesundheit

Nebenwirkungen von Medikamenten

MundtrockenheitEinige Medikamente gegen Schilddrüsenüberfunktion, wie Propylthiouracil, können selbst gesundheitliche Probleme im Mundraum verursachen

  • Mögliche Nebenwirkungen sind ein veränderter Geschmackssinn, Mundtrockenheit oder allergische Reaktionen
  • In seltenen Fällen können schwerwiegendere Erkrankungen wie Entzündungen des Zahnfleisches (Gingivostomatitis) oder Knochenschäden (Osteonekrose) auftreten
  • Informieren Sie Ihren Zahnarzt über alle Medikamente, die Sie einnehmen, damit er diese bei der Behandlung berücksichtigen kann

Besondere Vorsicht bei Operationen

Bei Eingriffen im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen, wenn Ihre Schilddrüsenüberfunktion nicht gut eingestellt ist

  • Insbesondere das Risiko für Blutgerinnsel (Thrombosen) kann erhöht sein
  • Eine gründliche Voruntersuchung und möglicherweise Rücksprache mit Ihrem Endokrinologen (Hormonspezialist) ist wichtig für sichere Behandlungsergebnisse
  • In manchen Fällen müssen größere Eingriffe verschoben werden, bis Ihre Schilddrüsenwerte besser eingestellt sind

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Was kann ich bei Hyperthyreose für meine Zähne tun?

Optimierte Mundhygiene

  • Spülen Sie nach (Zwischen-)Mahlzeiten nur mit klarem Wasser aus. Nie danach Zähneputzen!
  • Eine sorgfältige Mundhygiene ist wichtig: Putzen Sie Ihre Zähne gründlich. Gründlichkeit viel wichtiger als Häufigkeit!
  • Verwenden Sie Zahnseide, Interdentalbürsten und Munddusche , um auch zwischen den Zähnen zu reinigen
  • Eine fluoridhaltige Zahnpasta kann helfen, den Zahnschmelz zu stärken
  • Elektrische Zahnbürsten sind für eine gründliche Reinigung effektiver
  • Eine professionelle Zahnreinigung (PZR) kann die Mundgesundheit bei Risikopatienten verbessern

Ernährungsempfehlungen bei Überfunktion der Schilddrüse

  • Achten Sie auf eine zahnfreundliche Ernährung mit wenig Zucker
  • Wählen Sie zahnfreundliche Snacks wie Käse, Nüsse oder frisches Gemüse
  • Trinken Sie säurehaltige Getränke mit einem Strohhalm, um den Kontakt mit den Zähnen zu minimieren
  • Spülen Sie nach dem Essen den Mund mit Wasser aus, besonders nach süßen oder sauren Speisen
  • Vermeiden Sie direktes Zähneputzen nach dem Essen

Wann sollten Sie zum Zahnarzt gehen?

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt sind für Jeden wichtig, allerdings könnten Schilddrüsenpatienten einen erhöhten Kontrollbedarf haben. Eine Kontrolle mindesten all 6 Monate ist zu empfehlen.

Suchen Sie Ihren Zahnarzt sofort auf bei:

  • Zahnfleischbluten oder geschwollenem Zahnfleisch
  • Anhaltender Mundtrockenheit
  • Schmerzen oder  erhöhte Empfindlichkeit von Zähnen
  • Lockerungen von Zähnen
  • Ungewöhnlichen Veränderungen der  Mundschleimhaut

implantate.com-Tipp

Ihr Zahnarzt ist ein wichtiger Partner bei der Erkennung und Behandlung von Mundproblemen im Zusammenhang mit Schilddrüsenerkrankungen. Informieren Sie ihn immer über Ihre Schilddrüsenüberfunktion, die Medikamente, die Sie einnehmen, und wichtige Behandlungen, die Sie erhalten oder anstehen. Im Zweifelsfall sollten sich Endokrinologe und Zahnarzt beraten.
Denken Sie daran: Eine gesunde Mundhöhle ist ein wichtiger Teil Ihrer Gesamtgesundheit und kann Ihnen helfen, trotz Schilddrüsenüberfunktion eine gute Lebensqualität zu erhalten.

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Letzte Aktualisierung am Mittwoch, 16. April 2025