Diabetes mellitus: auch krank im Mund!


Eine aktuelle Studie des Robert Koch-Instituts hat erstmals für Deutschland einen deutlichen Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus und schlechterer Mundgesundheit nachgewiesen. Die im Journal of Health Monitoring (April 2025) veröffentlichte Untersuchung basiert auf Daten der repräsentativen Befragungsstudie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA 2019/2020-EHIS).

Diabetiker sehen ihre Mundgesundheit selbstkritisch

Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen mit Diabetes ihre Mundgesundheit selbst deutlich häufiger als mittelmäßig bis sehr schlecht einschätzen als Personen ohne Diabetes (41,2% gegenüber 27,5%). Dieser Unterschied ist sowohl bei Frauen als auch bei Männern erkennbar, wobei Männer insgesamt eine schlechtere Selbsteinschätzung abgeben:

  • Bei Frauen mit Diabetes bewerteten 34,8% ihre Mundgesundheit als mittelmäßig bis schlecht (ohne Diabetes: 24,0%)
  • Bei Männern mit Diabetes waren es sogar 46,5% (ohne Diabetes: 31,2%)

Bemerkenswert ist, dass dieser Zusammenhang auch nach statistischer Kontrolle für andere Einflussfaktoren wie Alter, Bildung, Rauchen, Ernährung und Körpergewicht bestehen bleibt. Die Wahrscheinlichkeit für eine mittelmäßige bis sehr schlechte selbstwahrgenommene Mundgesundheit war bei Personen mit Diabetes nach Berücksichtigung aller Faktoren immer noch 1,22-fach höher als bei Menschen ohne Diabetes.

Erhöhter Blutzucker: erhöhte Entzündungsneigung

Die Studie bestätigt damit internationale Forschungsergebnisse zur Wechselwirkung zwischen Diabetes und Mundgesundheit: Erhöhte Blutzuckerwerte können Entzündungsprozesse im Zahnfleisch (z.B. Parodontitis) begünstigen, während umgekehrt Bakterien aus Zahnfleischtaschen in die Blutbahn gelangen und die Blutzuckerkontrolle negativ beeinflussen können.

Die Wissenschaftlerinnen Laura Krause, Stefanie Seeling und Christin Heidemann vom RKI betonen die Notwendigkeit einer stärkeren interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten und Ärzten, die Diabetes-Patienten behandeln. Die 2024 erschienene S2k-Leitlinie „Diabetes und Parodontitis“ geht ausführlich auf diese Wechselbeziehung ein und bietet konkrete Handlungsempfehlungen.

Für Patienten mit Diabetes sind regelmäßige zahnärztliche Kontrolluntersuchungen besonders wichtig. Im Rahmen des Disease Management Programms (DMP) für Typ-2-Diabetes wird ausdrücklich auf die Bedeutung jährlicher Zahnarztbesuche hingewiesen. Unterstützend könnte eint verbesserte Mundygiene auch mit zahnärztlicher Unterstützung (PZR professionelle Zahnreinigung) sein.

Die Studie unterstreicht außerdem die Wichtigkeit der Prävention gemeinsamer Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Übergewicht und Rauchen, die sowohl die Mundgesundheit als auch das Diabetes-Risiko beeinflussen.

Quelle: Krause L, Seeling S, Heidemann, C. Selbstwahrgenommene Mundgesundheit von Personen mit und ohne Diabetes mellitus: Ergebnisse der Studie GEDA 2019/2020-EHIS. J Health Monit. 2025;10(2)

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 13 April 2025