Kleine Zähne können große Probleme bereiten: Ein kariesfreies Milchgebiss besitzen je nach Bundesland nur 35 bis 60 Prozent der Sechs- bis Siebenjährigen, wie aus einer Studie der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege hervorgeht. Ob ein Kind zahngesund ist, hängt maßgeblich vom Verhalten der Eltern ab.
Die Mundpflege beginne direkt nach der Geburt, so Andrea Thumeyer von der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Hessen in Frankfurt/Main. Sie ermutigt Eltern, ihren Babys regelmäßig in den Mund zu gucken und mit dem Finger zu tasten. So gewöhnen sich schon Säuglinge an Mundpflege.
Ist der erste Milchzahn da, heißt es: regelmäßig putzen. «Leider haben viele Eltern immer noch Bedenken, schon im Alter von sechs bis acht Monaten eine Zahnbürste einzusetzen», sagt Prof. Almut Makuch von der Abteilung Kinderzahnheilkunde an der Uniklinik Leipzig. «Doch dies ist unbedingt notwendig.»
Zahnpasten mit Aromen sind beliebt, aber sie gewöhnen die Kinder an süßen Geschmack und verleiten, mehr zu verwenden, als sinnvoll ist. Das zweite Kriterium sind die Inhaltsstoffe. «Wichtig ist, dass der Fluoridgehalt maximal 500 ppm beträgt», sagt Andrea Thumeyer. Da Kinder viel Zahnpasta verschlucken, muss vorsichtig dosiert werden.
Je älter das Kind, umso mehr kann es selbst die Bürste in die Hand nehmen. «Am Anfang geschieht das ganz spielerisch: Während es auf der Wickelkommode liegt, darf das Baby auf einer eigenen Zahnbürste kauen», rät Ingrid Müller-Barth, Gesundheitspädagogin und Fachfrau für Zahngesundheit aus Marbach am Neckar. So erkundet das Baby, wie sich der Gegenstand anfühlt und wie er angefasst werden kann.
Zähneputzen wird in Etappen erlernt. «Ein Kind kann nur so gut Zähne putzen wie es malen kann», vergleicht Thumeyer. Mit etwa 18 Monaten kann es beginnen, die Borsten auf den Zahnflächen hin- und herzuführen. Kreisförmige Putzbewegungen auf den Außenflächen kann es mit etwa viereinhalb Jahren ausführen, Rollbewegungen vom Zahnfleisch über die Innenseiten der Zähne erst etwa mit der Einschulung.
«Oft wird unterschätzt, welch immense feinmotorische Leistung das Zähneputzen ist», warnt Prof. Makuch. Es werde relativ schnell dem Selbstlauf überlassen – und das Kind gewöhne sich unter Umständen falsche Bewegungen an. Mindestens bis zur Einschulung sollten Eltern immer kontrollieren. Zudem müssen sie die Bürste ersetzen, sobald die Borsten strubbelig sind.
«Eine wesentliche Aufgabe der Eltern ist es, das Zähneputzen zu ritualisieren: Es gehört zum Alltag wie das Händewaschen», erläutert Müller-Barth. Mutter und Vater haben Vorbildfunktion. «Sie können beispielsweise ihre Zähne parallel zum Kind vor dem Spiegel putzen», rät Prof. Makuch.
Auch regelmäßige Zahnarztbesuche gehören dazu. «Schon ein Kleinstkind kann mit der Mutter zu einem Termin kommen», empfiehlt Gesundheitspädagogin Müller-Barth. Dabei darf es mal auf dem Behandlungsstuhl hoch und runter fahren, der Arzt kann kurz in den Mund leuchten.
Wichtig ist, dass gar nicht erst Angst aufkommt. «Ich muss mit meinem Kind zum Zahnarzt gehen wie ich zum Spielplatz gehe», sagt Müller-Barth. «Sätze wie "Du brauchst keine Angst zu haben" sind völlig kontraproduktiv.»
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung