Nächtliche Atemaussetzer sind ein gesundheitliches Risiko, außerdem mindern sie die Lebensqualität der Betroffenen. Denn wer nachts ständig aufwacht, leidet unter chronischer Übermüdung und ist tagsüber nicht erholt und leistungsfähig. Bisherige Therapieformen wie zum Beispiel das Tragen einer Kunststoffschiene, liefern keinen nachhaltigen Erfolg bei Schlafapnoe. In schweren Fällen wird nun eine Kieferoperation empfohlen, wodurch die Patienten dauerhaft und ohne weitere Maßnahmen von ihrem Atemaussetzer-Leiden befreit werden.
Schlafapnoe: Schnarchen, nur gefährlicher
Der Körper erholt sich, während wir schlafen. Im Schlaf entspannen sich unsere Muskeln, das betrifft auch die Zunge im Mund. Das kann vor allem in der Tiefschlafphase dazu führen, dass die Zunge nach hinten klappt. Dadurch verkleinert sich die Öffnung im Rachen, durch die unsere Atemluft in die Luftröhre ein- und ausströmt. Die Folge: Schnarchen. Bei Menschen mit verengten Atemwegen hat dieser Effekt aber schlimmere Folgen als Lärmbelästigung für andere. Die erschlaffte Zunge blockiert die Atemwege gänzlich und hindert Betroffene teilweise minutenlang am Luftholen. Daraus resultiert nicht nur eine unerholsame Nachtruhe und Übermüdung am nächsten Tag durch ständiges Aufwachen während der Nacht. Atemaussetzer senken den Sauerstoffgehalt im Blut, was nach bisherigen Erkenntnissen einen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellt.
Von Zahnschiene bis Beatmungsgerät: Das sind die bisherigen Therapien bei Schlafapnoe
Wie die so genannte obstruktive Schlafapnoe zu behandeln ist, hängt von der Schwere ab. Atemaussetzer können 10 Sekunden, im Durchschnitt 20-30 Sekunden oder auch minutenlang anhalten. Die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) rät zunächst zu einer Stufentherapie, bei der das Korrigieren eines ungesunden Lebenswandels im Vordergrund steht. Menschen mit Übergewicht sollen ihr Gewicht reduzieren, Betroffene sollen auf Alkohol und Nikotin, sowie auf Dauerstress verzichten. Bei manchen reicht eine Änderung der Schlafposition. In vielen Fällen erfolgreich ist außerdem das nächtliche Tragen einer so genannten Unterkiefer-Protrusionsschiene, die von Zahnärzten verschrieben werden können. Die Schiene verlagert den Unterkiefer und den Zungenkörper nach vorne und verhindert das Zurückfallen der Zunge. Die Kunststoffschiene ist seit Februar 2021 sogar Kassenleistung. Wenn diese Therapien nicht helfen, ist ein Beatmungsgerät während des Schlafens Goldstandard. Menschen mit besonders langen Atemaussetzern müssen während der Nacht dann eine Atemmaske tragen.
Neue Therapie-Empfehlung als dauerhafte Lösung: Kieferoperation
Die DGMKG empfiehlt bei schweren Formen der obstruktiven Schlafapnoe anstatt Schienen oder Atemmasken eine Operation des Kiefers. „Durch diese Operation lassen sich die hinteren Luftwege öffnen, wodurch sich – im Gegensatz zu anderen Maßnahmen wie dem Einsatz einer Atemmaske oder Schiene – ein dauerhafter Therapieerfolg erzielen lässt, so dass ergänzende Maßnahmen überflüssig werden“, so Reinald Kühle, Experte der DGMKG vom Universitätsklinikum Heidelberg. Wer nachts nicht dauerhaft von einer Beatmungsmaschine abhängig sein möchte oder sie gar überhaupt nicht verträgt, hat mit einer Kiefer-OP eine gute Option, das Problem mit Atemaussetzern dauerhaft zu lösen.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt