Speziell der Error! Post not found for word:zahn-, Mund- und Kieferheilkunde kommt im Zusammenhang mit
altersbedingten Erkrankungen eine wichtige Rolle zu, denn die
Wechselwirkung zwischen Erkrankungen des Mundraums und denen des
Gesamtorganismus sind mittlerweile wissenschaftlich evident. Sehr viele
interessante Aspekte liefert hier die "Study of Health in Pomerania"
(SHIP), eine bevölkerungsbezogene, epidemiologische Studie in der Region
Vorpommern im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Dabei konnten
umfangreiche Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Zahnerkrankungen
und Erkrankungen wie etwa denen des Herz-Kreislauf-Systems, Diabetes
mellitus, psychischen Erkrankungen oder Schmerzsyndromen festgestellt
werden. Aktuell werden in der seit Ende der 90er Jahre laufenden Studie
kausale Zusammenhängen zwischen Zahnerkrankungen und solchen
Erkrankungen untersucht.
Gut belegt ist auch die Wechselwirkung von Erkrankungen des Mundraums
mit anderen Körperregionen schon heute bei der craniomandibulären
Dysfunktion (CMD). Verspannungen und Schmerzen der Kau-, Gesichts- und
Halsmuskulatur,
Kiefergelenkschmerzen und -geräusche sowie Dyskoordinationen und
Limitationen der Unterkieferbewegungen können – genau wie unspezifische
Kopfschmerzen oder Ohrgeräusche – auf eine Kieferfehlstellung
zurückgehen. Signifikante Zusammenhänge konnte auch hier die SHIP-Studie
liefern.
Aber auch andere Forschungsergebnisse, wie aus der Universität Bonn,
zeigen neue Zusammenhänge auf. Dass Diabetes mellitus die Entstehung und
den Verlauf einer Parodontitis negativ beeinflussen kann, war bereits
bekannt. Dass aber umgekehrt eine schwere Parodontitis zu einer
verstärkten Insulinresistenz und schlechter Blutzuckerkontrolle führen
kann, konnte erst in jüngerer Vergangenheit klinisch nachgewiesen
werden. Auch kardiovaskuläre Komplikationen sind mit der Parodontitis
verbunden. Inzwischen wird sogar vermutet, dass auch die Mortalität mit
der Schwere der Entzündung des Zahnhalteapparates korreliert.
Daneben können sich altersbedingt Probleme im Bereich der
Mundschleimhaut ergeben wie Mundtrockenheit in der Folge einer
nachlassenden Leistung der Speicheldrüsen und geringerer
Flüssigkeitsaufnahme im Alter. Geradezu alarmierend waren auch die
Zahlen der jüngsten Deutschen Mundgesundheitsstudie in Bezug auf die
Ausbreitung der Parodontitis, die der Karies als eine der führenden
Volkskrankheiten den Rang abzulaufen droht. Speziell hier kommt der
Pflege und der Prophylaxe im Alter eine herausgehobene Bedeutung zu.
Dazu gesellen sich ganz neue Herausforderungen für die Gesellschaft. Der
Berufsstand hat zu dieser Problematik mit einem eigenen Alters- und
Behindertenkonzept Vorschläge für eine für diese Gruppen angemessene
flächendeckende Versorgung geliefert, die allerdings noch immer ihrer
politischen Umsetzung harren.
Neben den Zusammenhängen zwischen Erkrankungen des Mundbereiches und des
übrigen Körpers nehmen diese Krankheitsbilder aber auch in stärkerem
Maß Einfluss auf die tägliche Behandlung. Durch die Tatsache, dass das
Durchschnittsalter der Patienten weiter zunehmen wird, sind bei
zahnärztlichen Eingriffen vermehrt internistische Grunderkrankungen zu
berücksichtigen und in die Planung einzubeziehen. Dazu gehören
einerseits die bereits erwähnten Herzkreislauferkrankungen und die
zunehmende Zahl von Patienten mit Herzklappenersatz, bei denen das
Gerinnungsmanagement angepasst, eine Endokarditisprophylaxe bedacht und
das Management der Lokalanästhesie überprüft werden müssen. Aber auch
Nieren- und Lungenerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen wie der
Diabetes mellitus und Knochenerkrankungen wie die Osteoporose müssen bei
der Planung invasiver zahnärztlicher Eingriffe im Hinblick auf
medikamentöse Therapie und Prophylaxe berücksichtigt werden.
Wirksames Risikomanagement setzt genaue Kenntnisse über die
Risikofaktoren voraus. Und dieses Wissen ist interdisziplinär. Die
Zahnmedizin als integrativer Bestandteil der Medizin hat bei der
Risikoerkennung und dem Risikomanagement eine verantwortungsvolle
Aufgabe, der wir uns in der näheren Zukunft noch stärker stellen müssen.
Denn dazu zwingt uns die gesellschaftliche Entwicklung.
Wirksames Risikomanagement erfordert Kenntnis der Gefahren
Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 12 November 2011