Es wird schon lange vermutet, dass Umwelteinflüsse auf die Entstehung mancher Erkrankungen einen nicht unerheblichen Einfluss haben. Ob bestimmte Chemikalien, mit denen Babys im Mutterleib in Kontakt kommen, Auslöser für Autismus sein können, ist z.B. Gegenstand einer aktuellen US-Studie. Schlüssel zu den neuen Erkenntnissen sollen Milchzähne sein.
Rückschlüsse auf fetale Entwicklung möglich
Die Grundlage der aktuellen Studie der Icahn School of Medicine New York bildet die Erkenntnis, dass Milchzähne sämtliche Chemikalien und Umwelteinflüsse speichern, mit denen der Körper im Laufe der Kindheit in Berührung gekommen ist. Die Informationen werden bereits im Mutterleib in Form von Dentin-Schichten gespeichert und geben, ähnlich wie Ringe bei Bäumen, durch die tägliche Bildung anhand der Position Aufschluss darüber, in welchem Alter Kinder einem toxischen Stoff ausgesetzt waren.
Zähne entschlüsseln Ursachen verschiedener Krankheiten
Der Umweltmediziner Manish Arora hat zusammen mit seinem Forschungsteam eine Methode entwickelt, um die in den (ausgefallenen) Milchzähnen gespeicherten Informationen zu entschlüsseln; hierzu werden die verschiedenen Metallgehalte aus den Dentin-Schichten extrahiert und die Konzentration analysiert. Durch diese Methode sollen nicht nur die Ursachen für Autismus erforscht werden. Auch gibt es bereits andere Studien, um die Ursachen weiterer, nur bedingt durch genetische Faktoren beeinflusste Krankheiten, wie beispielsweise Leukämie, zu entschlüsseln.
Autismus bedingt durch Umwelteinflüsse?
Metalle werden bereits seit einiger Zeit als mögliche Auslöser von Autismus vermutet. Da die Diagnose jedoch in der Regel im Kindesalter von 3-4 Jahren gestellt wird, sind Rückschlüsse auf ursächliche Berührungspunkte in der frühen Entwicklung bislang kaum möglich gewesen. Auch ist bekannt: Hat bereits ein Kind eine Autismus-Spektrum-Störung (ASD), besteht für ein Geschwisterkind ein erhöhtes Risiko. Für die Studie konnten die wirkenden Umwelteinflüsse anhand der Milchzähne einer Testgruppe von ausschließlich Zwillingspaaren, mit einem oder beiden an ASD erkrankten Kindern, zwischen der 10. pränatalen und der 20. postnatalen Woche ermittelt werden.
Studie: Zwillingspaare bieten beste Vergleichsmöglichkeiten
Für besonders gute Vergleichsmöglichkeiten, wurden für die Studie ausschließlich die Milchzähne von Zwillingspaaren untersucht, darunter waren 20 Paare mit nur einem erkrankten Kind und 12 Paare, bei denen beide Kinder erkrankt sind. Als Kontrollgruppe standen die Milchzähne von 44 weiteren, völlig gesunden Zwillingspaaren zur Verfügung. Eineiige und zweieiige Zwillinge waren in allen Gruppen vertreten.
Konzentriert wurde sich auf den Zeitraum 10 Wochen vor der Geburt, bis zur 20. Woche nach der Geburt.
Die ausgefallenen Milchzähne wurden auf verschiedene Chemikalien (u.a. Pflanzenschutzmittel und verschiedene Weichmacher), sowie auf 10 verschiedene Metalle untersucht:
Autistische Kinder waren einer erhöhten Bleikonzentration ausgesetzt
Das Ergebnis zeigte: Milchzähne von Kindern mit ASD wiesen im Gegensatz zu gesunden Kindern eine eindeutig höhere Bleikonzentration auf. Während der 15. Lebenswoche konnte ein maximaler Anstieg nachgewiesen werden: hier war die Bleikonzentration um 50% höher als bei nicht erkrankten Kindern.
Zudem war ein Zink und Mangan-Mangel auffällig. Die mangelhafte Aufnahme von Mangan war sowohl prä- als auch postnatal gleichbleibend. Der Zinkspiegel war bei Kindern mit ASD vor der Geburt sehr niedrig, stieg jedoch postnatal über den Durchschnittswert gesunder Kinder an.
Bei Zwillingspaaren, bei denen Beide autistisch war, traten kleine Unterschiede im Konzentrations-Muster auf, bei Paaren mit nur einem autistischen Kind gab es enorme Unterschiede in der Konzentration der Metall-Ablagerung.
Risiken frühzeitig erkennen
Die Forschung steht noch am Anfang. Das Forschungsmaterial, das sich aus dem „Archiv“ der Milchzähne extrahieren lässt, ist jedoch von einschlagender Bedeutung für Rückschlüsse zu bestimmten Krankheiten. Die Umwelt ist stetig im Wandel und letztendliche Reaktionen des Körpers setzen sich nicht nur aus der Dosis, sondern auch aus dem Zeitpunkt des Kontaktes zusammen. Durch die Erforschung der Wirkung von Umwelteinflüssen auf ungeborene Kinder, lassen sich zukünftig wohlmöglich frühzeitig gesundheitliche Risiken erkennen und gegeben falls gegensteuern.
Für die Ursachen von Autismus gilt abzuklären, ob eine Grundsätzliche Mangelernährung und ein Kontakt von Toxinen der Mutter zu den einheitlichen, auffälligen Mangelerscheinungen bzw. der hohen Bleikonzentration geführt hat, oder diese Werte einer Stoffwechselstörung der Kinder selbst zu Grunde liegen.
Quelle:
english.astroawani.com
drexel.edu
www.nature.com/articles/ncomms15493