Welcher Zahnersatz ist der beste bei Parodontose?

Im Erwachsenenalter ist die Parodontitis (Parodontose) Hauptursache für Zahnverlust. Auch die noch vorhanden Zähne sind meist vom Knochenabbau betroffen und ihrer Belastbarkeit möglicherweise eingeschränkt. Für jede Zahnersatzplanung ist die erfolgreiche Behandlung der Parodontose zwar eine Grundvoraussetzung.

Trotzdem kann eine weitere Verschlechterung mit Knochenabbau und Lockerungen von Zähnen im Lauf der Zeit nicht ausgeschlossen werden. Für die Planung des Zahnersatzes müssen also die bestehende und zu erwartende Belastbarkeit möglicher Pfeiler berücksichtigt werden.

Nur 1 Zahn fehlt...

Bei nur einem fehlenden Zahn käme durchaus eine festsitzende Zahnbrücke infrage, solange die Pfeilerzähne stabil sind und bleiben.  Alternativ wäre ein Zahnimplantat als feste Lösung für die Zahnlücke zu bedenken. Die Vor- und Nachteile werden im Kapitel Brücke der Implantat genau beleuchtet.

Lückengebiss: je mehr Zähne fehlen, desto schwieriger die Planung

Wenn viele Lücken zu schliessen sind, nimmt auch die Belastung für die noch verbliebenen Pfeiler zu. Eine feste Brücke dürfte bei durch Parodontose geschwächten Zähnen keine langfristige Option sein. Welchen Kriterien muss man für den richtigen Zahnersatz zugrunde legen?

Festsitzender Zahnersatz nur auf festen Pfeilern!

Parodontose: Risiko für Zahnverlust steigt

Ob eine Parodontitis vorliegt oder nicht, es gibt grundsätzliche Bedingungen, unter denen man festen Zahnersatz planen muss:

  • Zahl und Verteilung der zu ersetzenden Zähne
  • Stabilität und Prognose möglicher Pfeilerzähne
  • Voraussetzungen für Implantate gut?
  • Finanzielle Möglichkeiten

Je mehr Zähne ersetzt werden müssen, desto komplexer wird die Planung. Für jeden Zahn als tragender Pfeiler muss die Frage beantwortet werden:

Ist der Zahn fest und bleibt auch stabil genug, um eine feste Bücke zu tragen?

Je mehr Zahnlücken und grösser sie sind die, desto unwahrscheinlicher ist im Falle einer Parodontose, dass alle Zähne stabil genug gut für eine Brücke sind und bleiben. Wenn also eine feste Brücke zum Ersatz fehlender Zähne auf eigene Zähnen  zu riskant ist, bleiben nur noch 2 Optionen

Zahnersatz ganz auf eigenen Zähnen

Die feste Brückenversorgung

Eine komplett festsitzende Versorgung (Zahnbrücke, auch über mehrere Pfeiler) ist bei sicheren Pfeilern selbst bei Parodontose eine gute Wahl. Jede Brücke hält aber nur so lange, wie sein schwächster Pfeiler. Wenn sich ein Zahn lockert ist die Brücke verloren.

Eine festsitzende Brücke ist ästhetisch-funktionell sehr gut, benötigt aber stabile Zähne.

Teilprothesen bei Parodontose: anpassbar bei Zahnverlust

Ganz anders sind die Möglichkeiten bei herausnehmbarem Zahnersatz. Teilprothesen können bei Veränderung der Pfeilersituation (z.B. Zahnverlust) nämlich erweitert und angepasst werden. Das bietet viele Vorteile, wenn durch Parodontose angegriffene Pfeiler in Ihre Langlebigkeit unzuverlässig werden.Unter den Teilprothesen ist Klammerprothese die einfachste Form. Andere Optionen sind die Teleskopprothese oder die Geschiebeprothese.

Rein herausnehmbare Teilprothese (Klammerprothese)

Die Klammerprothese ist kostengünstig und ermöglicht eine gute  Zahnpflege. Ist aber eine Lösung die funktionell und ästhetisch schon durchschnittliche Ansprüche kam befriedigt. Sie ist auch für Überlastungen der Klammerzähne bekannt, die sich lockern und verloren gehen. Wie jeder herausnehmbare Zahnersatz hat die Modellgussprothese den großen Vorteil,  Anpassungen z. B. Erweiterung  leicht zu ermöglichen. Nach Zahnverlust kann die Prothese weiter genutzt werden.

Klammerfreie Prothesen: Halt durch Teleskopkronen

Gerade bei Parodontose eine oft empfohlene Option

Teleskopprothesen haben als Kombinationszahnersatz sowohl fest eingeklebte Kronen (Innentelskope) als auch einen Prothesenanteil. Bei vielen Teleskopkronen wird der Halt so gut, dass man von einer abnehmbaren Brücke spricht. Sie ist gut pflegbar, bei Zahnverlust gut erweiterbar und lässt sich sogar problemlos durch zusätzliche Implantate besser abstützen (auch nachträglich): Ergänzungsimplantate.

Die Geschiebeprothese hat einerseits feste Zahnkronen mit speziellen Anhängern als auch einen Protheseanteil, der in diese Anhänger eingeklickt wird.  Durch die Verblockung von Kronen wird zwar eine erhöhte Stabilität ermöglicht, aber auch das Risiko erhöht, dass durch den Verlust eines Kronenzahns, der ganze Zahnersatz neu gefertigt werden muss.

Zahnersatz nur auf Implantaten

Große Lücke, schwache Zähne? Nur Implantate liefern festen Zahnersatz.

  • als einzelne Implantate (Zähne werden 1:1 ersetzt)
  • Brücken auf Zahnimplantaten (größere Lücken, auch bei Zahnlosigkeit)
  • zur Fixierung von Prothesen (Kugelkopfanker, Locatoren®, Teleskope, Stege etc.)

Mehr zu den Möglichkeiten von Zahnersatz auf Implantaten.

Eine Implantat-Brücke ist für den Ersatz ab 3 Zähnen geeignet.

Hybrid-Versorgungen

Zahnersatz gemeinsam auf Implantaten und Zähnen

  • festsitzend (Hybridbrücke)
  • herausnehmbare Hybridprothese (kombiniert z.B. Teleskope oder Locatoren®)

Hybrid-Zahnersatz: Implantate unterstützen eigene Zähne bei der Abstützung von Zahnersatz

Fester Zahnersatz ist unflexibel

Herausnehmbar = anpassbar

Es ist schwer, eine Zahnersatzform bei Parodontitis generell zu favorisieren. Allerdings hat man schon einige Grundlagen, um sinnvollere gegen ungünstigere Optionen abzugrenzen.

Bei fest eingesetzten Brücken ist der Verlust eines Pfeilers mit dem Verlust der Brücke gleichzusetzen. Herausnehmbare Prothesen (z.B. Teleskope) sind da flexibler. Im Falle eines Pfeilerverlusts kann die Prothese durch einfache Kunststoffarbeiten angepasst werden. Bei Instabilität kann man durch Implantate die Abstützung und den Halt wieder verbessern (Pfeilervermehrung).

Bei welchem Schweregrad der Parodontose welcher Zahnersatz?

Leichte Parodontose: festsitzend durch Brücken oder Implantate gut möglich

Stehen die Pfeilerzähne noch stabil im Knochen, dann ist eine feste Brücke für eine kleine Lücke gut möglich. Implantate können aber die besser Option sein. Hier geht es dann eher um die Diskussion Brücke oder Zahnimplantat.

Mittelschwere Parodontose: sind die Zähne dauerhaft belastbar?

Wenn Zähne nach erfolgreicher Parodontosebehandlung zum Zeitpunkt des Zahnersatzes noch fest sind und der Knochenabbau nicht zu stark fortgeschritten ist, können sie durchaus eine Zahnbrücke tragen. Aber: bleibt das so, oder schreitet die Parodontose über Jahre eventuell noch voran? Hier stellt sich noch mehr die Frage, ob Zahnimplantate nicht die besser Option sein können.

Grosse Zahnlücke bei Parodontitis: Brücke sehr riskant

Hier ist festsitzender Zahnersatz auf den eigenen Zähnen sehr riskant. Beim Verlust nur eines Pfeilers wäre die gesamte Brücke hinfällig. Flexibler, herausnehmbarer Zahnersatz (Teleskope), Implantate oder eine Kombination sind hier zu überdenken.

Schwere Parodontose

Da hier die Belastbarkeit und Prognose der Zähne problematisch ist, macht auf den eigenen Zähnen nur ein herausnehmbarer, da erweiterbarer Zahnersatz Sinn: Teleskope oder die preiswerte Modellgussprothese. Als Unterstützung können zusätzliche Implantate (Pfeilervermehrung) sinnvoll sein (Hybrid-Prothese).

Bei schwerem Knochenabbau ist die langfristige Belastbarkeit der Zähne für eine feste Brücke nicht ausreichend.

implantate.com-Fazit:

Welcher Zahnersatz der beste bei Parodontose ist, hängt vor allem vom Schweregrad, sowie Anzahl und Position der fehlenden Zähne ab. Bleiben die eigenen Zähne stabil genug für eine feste Brücke? Zahnimplantate können die eigenen Zähne entlasten, Lücken fest schließen oder herausnehmbaren Zahnersatz zusätzlich abstützen.

Pagel, Daniel: Die Prothetik im parodontal geschädigten Gebiss: Risikoeinschätzung und therapeutische Möglichkeiten, Taschenbuch Spitta (22. Mai 2014)
Hupfauf, L., Horch, H. H.:Festsitzender Zahnersatz, Bd 5, Urban & Schwarzenberg; Auflage: 3. Aufl. (1993)
M. Kern, R. J. Kohal, A Mehl und P Pospiech, J. R. Strub, M. Kern, J. C. Türp und S. Witkowski, Curriculum Prothetik: Set Band 1-3 , Quintessenz Verlag (Broschiert – 23. November 2010)
Freesmeyer, W.B.: Klinische Prothetik, 2 Bde., Bd.1, Festsitzender und implantatgetragener Zahnersatz, Karl F. Haug Fachbuchverlag (1995)
BEK Zahnreport 2023

 


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Letzte Aktualisierung am Freitag, 12. Juli 2024